
Restaurator:innen und Kurator:innen führen Wikipedianer:innen im MAK
Wikimedia Austria: Enabling digital + culture
Wikimedia Österreich wurde 2008 gegründet. Als offizielles Chapter der Wikimedia Foundation vertritt sie die Ziele der internationalen Bewegung auf nationaler Ebene, in Österreich. Sitz des unabhängigen und gemeinnützigen Vereins ist Wien. Wissen barrierefrei und unentgeltlich zugänglich zu machen, netzpolitisches Bewusstsein zu schaffen, die digitale Medienkompetenz zu steigern und Projekte wie Wikipedia sowie ihre Schwesterprojekte (Wikimedia Commons, Wikidata, u.a.) zu unterstützen, zählt zu den vorrangigen Agenden. Dabei setzt der Verein eigene Schwerpunkte. Themen des Kulturerbes und Themen des GLAM - Bereiches (ein seit 2018 verwendetes Akronym für Galleries, Libraries, Archives and Museums), spielen eine wichtige Rolle.
Unterstützung von Ehrenamtlichen – Potenziale der Bürgerwissenschaft
Ein primäres Anliegen der Arbeit von Wikimedia Österreich ist die Unterstützung von zahlreichen Freiwilligen und Ehrenamtlichen, von Bürgerwissenschaftler:innen, die Inhalte der Wikipedia und ihrer Schwesterprojekte erstellen, pflegen und überwachen. So organisiert der Verein Wettbewerbe und Community-Events, um Motivation und Vernetzung zu stärken sowie Generierung, Dokumentation und kontrollierte Speicherung von Wissen zu fördern. Aktive Communities gibt es auch in Graz, Linz und Innsbruck. Daneben gibt es in der digitalen Community verschiedene Zusammenschlüsse, etwa das Netzwerk: Offene Kulturdaten oder die kuwiki. Arbeitsgemeinschaft Kunstwissenschaften + Wikipedia. Im Coronajahr 2021 gegründet, hat sich letztere zu einem bedeutenden Forum für Wikipedianer:innen und Expert:innen aus Museen, Forschungsinstitutionen und Universitäten entwickelt.
Umfassende Gelegenheit zum überregionalen Austausch in Präsenz innerhalb der deutschsprachigen Wikimedia-Bewegung bietet darüber hinaus ein jährliches Wikipedia-Treffen an wechselnden Orten. 2012 und 2023 war Österreich Gastgeberland der WikiCon. Reisen sind dabei unverzichtbar. Hier bietet Wikimedia Österreich Unterstützung an.
Zu den besonderen Vorzeigeprojekten der Wikimedia Österreich zählen die bereits genannten GLAM-Veranstaltungen. Hier lassen sich verschiedene Formate unterscheiden. GLAM digital wird in Kooperation mit Wikimedia Deutschland durchgeführt. In jährlich zehn virtuellen Abendveranstaltungen präsentieren Kultur- und Gedächtnisorganisationen ihre Institutionen, stellen Recherchematerial bereit und laden zu kritischen Auseinandersetzungen ein. Expert:innen geben Einblick in Sammlungsbestände, aktuelle Forschungsanliegen und Digitalisierungsstrategien. Wikipedia-Autor:innen wird geholfen, Wissenslücken aufzuspüren, Artikel zu aktualisieren und zu bebildern oder auch neue zu schreiben.
Offene Zugänge – freies Wissen – globale Wissensgesellschaften
Doch Wikimedia Österreich unterstützt Freiwillige nicht nur bei ihrem Zugang zur Fachliteratur, sondern begleitet Schreibende mit Rat und Tat, etwa mit der Ausleihe von Kameras und anderem technischem Equipment. Dies ermächtigt, auf professionelle Weise digitalisierte Inhalte in verschiedenen Formaten herzustellen und unter freien Lizenzen zu veröffentlichen. Ziel ist es, Teil einer globalen Wissensgesellschaft zu werden.
Ein herausragendes Fallbeispiel ist das Projekt Immaterielles Kulturerbe, das seit 2023 in Kooperation mit der UNESCO-Kommission Österreich durchgeführt wird. Im Rahmen von „GLAM on Tour | Wikipedianische KulTour“ werden dabei Freiwillige und Kulturtreibende zusammengebracht, um regionales Wissen zu sammeln und auf Wikimedia-Plattformen zugänglich zu machen. Ergänzend dazu bietet der Fotowettbewerb WikiDaheim einen Sonderpreis für Beiträge zum immateriellen Kulturerbe Österreichs.
Die Relevanz solcher Projekte kann an den Metriken abgelesen werden. Die Dokumentation des Mühlviertler Blaudrucks führte beispielsweise zu 3.302 neuen Mediendateien (Fotografie, Video,...), 60 neuen Wikipedia-Artikeln und rund 1.000 Wikidata-Items. Auch umliegende Landschaften, Kulturdenkmäler und topografische Merkmale wurden dokumentiert.
Kollektives Arbeiten – Kooperationen mit Museen und Gedächtnisorganisationen
GLAM digital Veranstaltungen zeigen beispielhaft, dass die vielfältig organisierte Community gewinnbringend zu einer dichten Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftler:innen, Kurator:innen und engagierten Freiwilligen führen kann und dabei auch jene mit einschließt, die die Software von Wikipedia programmieren und bedarfsorientiert adaptieren. Es ist dieses kollektive und kooperative Arbeiten außerhalb von Institutionen, in flachen Hierarchien und offenen Infrastrukturen, das zu inklusivem diversifiziertem Wissen führt.
Im Sinne solcher Kooperationen unterstützte Wikimedia Österreich im letzten Jahr die niederösterreichische Landesausstellung Renaissance, einst, jetzt & hier auf der Schallaburg. Über eine Medienstation wurden dabei digitale Inhalte aus dem Wikiversum einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In Wien öffneten seit 2019 gleich zwei Bundesmuseen der Wikimedia Österreich ihre Türen: das Belvedere, das in der digitalen Erschließung seiner Bestände und in Hinsicht auf Open Content Strategien eine Vorreiterrolle einnimmt, begleitete Ausstellungen, wie die Stadt der Frauen mit Schreibwettbewerben. Es leistete damit u. a. einen wichtigen Beitrag, um der Unterrepräsentation von Künstlerinnen in der Wikipedia entgegenzuwirken. Vielversprechend und innovativ hat schließlich die jüngste Zusammenarbeit mit dem MAK (Museum für angewandte Kunst) begonnen. Im Dialog mit Restaurator:innen führten Kurator:innen Wikipedianer:innen durch ausgewählte Sammlungsräume, durch Archive und die Bibliothek, sowie durch die Restaurierungswerkstätten. Die historischen Räume des Kaminzimmers wurden der Schreibwerkstatt zur Verfügung gestellt. Weitere Teilnehmer:innen aus Deutschland und der Schweiz konnten digital teilnehmen. Der Ansatz, sich unter besonderer Berücksichtigung von Materialien und kollektiven Herstellungstechniken Objekten des Kunsthandwerks zu widmen, stellte eine besondere Herausforderung dar. Bisher wurde diese Gattung in der Online-Enzyklopädie kaum berücksichtigt. In Wien wurden nun erste Schritte unternommen, diese neuen Inhalte zu profilieren, in Absprache mit Kurator:innen ausgewählte Digitalisate aus der Sammlungsdatenbank auf Wikimedia-Plattformen zu veröffentlichen und mit einer Reihe von neuen Aufnahmen zu ergänzen.
Wie Brücken zwischen Sammlungsdatenbanken und Wikimedia-Plattformen sinnvoll gestaltet werden können, wird ein Thema der kommenden Jahre bleiben.
Wie Brücken zwischen Sammlungsdatenbanken und Wikimedia-Plattformen sinnvoll gestaltet werden können, wird ein Thema der kommenden Jahre bleiben.
Wir freuen uns über Kooperationen und unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit. Für Anfragen oder Anregungen stehen wir gerne zur Verfügung und es gibt bald etwas zu feiern: 2026 sieht die Wikipedia ihrem 25. Geburtstag entgegen!
Credits und Zusatzinfos:
Bild 1
MAK-Kuratorin Judith Huemer (Sammlung Möbel und Holzarbeiten) öffnet den Kabinettschrank aus Eger (1723) von Nikolaus Haberstumpf (1691–1728), Inv. Nr. H 1760/1941; Foto: Elena Ternovaja, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, https://w.wiki/CsD$
Bild 2
Dokumentation von Kulturdenkmälern um Molln als Teil der GLAM on Tour 2023 zur Maultrommel. Foto: Dieringer63, CC0, https://w.wiki/BvRz
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MAK-Kuratorin Judith Huemer (Sammlung Möbel und Holzarbeiten) öffnet den Kabinettschrank aus Eger (1723) von Nikolaus Haberstumpf (1691–1728), Inv. Nr. H 1760/1941; Foto: Elena Ternovaja, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, https://w.wiki/CsD$
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Dokumentation von Kulturdenkmälern um Molln als Teil der GLAM on Tour 2023 zur Maultrommel. Foto: Dieringer63, CC0, https://w.wiki/BvRz