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Kulturerbe digital erleben
Digitales Kulturerbe aus Österreich ist im Kulturpool sichtbar und leicht durchsuchbar
Von:
Philip Fischer (Kulturpool, Naturhistorisches Museum Wien), Sabine Melnicki (Kulturpool, Naturhistorisches Museum Wien), Ruth Pfosser (Kulturpool, Naturhistorisches Museum Wien), Wien
Suchen, finden, nutzen: Österreichs Kulturerbe wird im Kulturpool für alle sichtbar. Digitalisierte Kulturgüter aus österreichischen Kunst- und Kulturinstitutionen lassen sich online einfach recherchieren, vergleichen und inspirieren die nächsten Museumsbesuche.
Das zentrale Suchportal Kulturpool macht Digitalisate aus Museen, Bibliotheken und Archiven auffindbar und damit die Schätze des digitalen Kulturerbes in Österreich für alle einfach zugänglich und durchsuchbar.
Mittels der domänenübergreifenden Suche nach Objekten in Bild, Text, Ton, Video und 3D können Forschende, Interessierte und culture snackers neue Bezüge und Verbindungen herstellen, Wissenslücken in Vergleichen aufdecken und neue Forschungsstränge entwickeln. Durch die öffentlich zugänglichen Kulturgüter in einem zentralen Portal schafft der Kulturpool einen potenziellen Mehrwert für viele Kreise, darunter Kunst, Kultur und Creative Industries, Forschung und Wissenschaft, Bildung und Vermittlung sowie Tourismus, Wirtschaft und die breite Öffentlichkeit.
Der Kulturpool schlägt die Brücke zwischen domänenspezifischen Kollektionen der Institutionen und einem domänenübergreifenden Suchinteresse: So kann unsere explorative Forscherin, nennen wir sie Sissi, im Kulturpool spontan nach Inseln suchen und bekommt Grafiken, Fotos und Texte als Ergebnis zurück. Sie begibt sich damit auf eine Reise durch die Schätze des Kulturerbes aus unterschiedlichen Kontexten und Sammlungen der Institutionen in Österreich.
Möglich gemacht wird das Portal durch Digitalisierungsvorhaben in den einzelnen Institutionen, die in Fülle und Qualität das digitale Kulturerbe aus Österreich Objekt für Objekt bereichern. „Die Digitalisierung bedarf gebündelter Ressourcen für große Chancen“, so Katrin Vohland, Direktorin am NHM Wien, wo etwa an der Zusammenführung aller Daten in eine abteilungsübergreifende Sammlungsdatenbank gearbeitet wird.
Digitales Kulturerbe aus Österreich im Kulturpool entdecken
Schwerpunkte des forschungsorientierten Portals Kulturpool sind das Sichtbarmachen und Verfügbarmachen von digitalem Kulturerbe sowie bessere Sichtbarkeit für die Institutionen und ihre Sammlungsbestände. Gute Datenqualität und niedrige Hürden in der Bedienung des Portals erhöhen die Auffindbarkeit der Digitalisate. Gleichzeitig ermöglicht die Verwendung von standardisierten Lizenzmodellen wie Creative Commons eine einfache Beurteilung, in welcher Form eine Nachnutzung der Digitalisate erlaubt ist.
Das Portal besticht durch zeitgemäßes Design, intuitive Bedienung und rückt die Digitalisate in den Vordergrund. Im Zentrum stehen eine ansprechende schnelle Echtzeitsuche und Filter für einfaches Blättern in den Einträgen, die auf die übersichtliche Ansicht des Digitalisats mit seinen Metadaten führen. Der Kulturpool bleibt dabei reines Präsentationsportal: Die Datenhoheit, erweiterte Objektdetails und das Digitalisat in voller Auflösung gehen stets auf den Online-Sammlungskatalog der Institution zurück, den Nutzer:innen über einen Klick erreichen.
Derzeit sind über 1 Mio. Einträge aus zehn Institutionen im Suchportal aufrufbar und es werden laufend weitere Institutionen und ihre Objekte angebunden. Der Kulturpool übergibt als offizieller nationaler Aggregator die Einträge schließlich auch an Europeana, der europäischen Plattform für das digitale Kulturerbe. Europeana beherbergt über 57 Mio. Datensätze aus 2.600 Institutionen aus ganz Europa.
Die Brücke vom Museum ins Digitale und zurück ins Museum
Die digitale Präsentation im Kulturpool schlägt die Brücke zwischen den Museen, Bibliotheken und Archiven, ihren Sammlungen und Schaustücken vor Ort und den Kunst- und Kulturinteressierten. Kein Graben wird hier geschlagen, im Gegenteil: „Wer online präsent ist und dort wahrgenommen wird, verzeichnet auch höhere Besucherzahlen, da oftmals erst die digitalen Entdeckungen der Anlass eines Besuchs sind“, so Gudrun Knaus vom Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg.
Das Museum kann von einer Onlinesammlung mehrfach profitieren: Es erreicht neue Interessierte, nutzt ortsunabhängige Kanäle, gewinnt selbst einen neuen Blick auf die eigenen Sammlungen. So aufwendig die Digitalisierung des einzelnen Kulturguts sich auch gestaltet – und das ist keinesfalls zu unterschätzen! –, eröffnen sich nach dem Initialaufwand neue Möglichkeiten im Umgang mit dem kulturellen Objekt: Modifikation des Objekts, ohne es zu zerstören, Einbettung in neue Kontexte, einfache Verteilung und Veröffentlichung, vielfache Wiederverwendung. Der Trichter zu schier unendlichen Möglichkeiten der Verwendung der Objekte öffnet sich weit.
Die Plattform Kulturerbe digital bündelt und vermittelt Know-how
Der Kulturpool ist Teil der umfassenden Plattform Kulturerbe digital, die Institutionen durch Wissensvermittlung und Vernetzungsangebote beim Etablieren nachhaltiger Digitalisierungsworkflows und Infrastrukturen sowie beim Optimieren der Datenqualität unterstützt. Auf info.kulturpool.at gibt es laufend Webinare und Online-Cafés, etwa zu Sammlungsmanagementsystemen, Metadatenstandards und Lizenzierungsmodellen. In einem Forum können sich die teilnehmenden Institutionen außerdem zu Detailfragen austauschen. Zu domänenspezifischen Herausforderungen werden Communities of Practice angeboten, in denen sich Institutionen gegenseitig mit ihren Erfahrungen und institutionellen Best-Practice-Lösungen in unterschiedlichen Stadien der Digitalisierungsvorhaben unterstützen. Das relevante Hintergrundwissen vereint die sich stetig erweiternde Wissensdatenbank auf wissen.kulturpool.at. Die Angebote der Plattform werden laufend und nach Bedarf erweitert und ausgebaut.
Auf den Säulen einer starken Strategie: Die Förderung „Kulturerbe digital“
„Digitalisierung ist ein Langzeitvorhaben in den Institutionen, das wir mit der Förderung ‚Kulturerbe digital‘initial anstoßen“, meint Andrea Mayer, Kunst- und Kulturstaatssekretärin. „Neben einer Veränderung in der Haltung, die sich naturgemäß nur langsam vollzieht, braucht es auch einen Ausbau des Wissens in den Häusern, den wir mit der Kompetenzstelle des Kulturpools unterstützen.“ Im ersten Förderaufruf konnten insgesamt knapp 70 Institutionen unterstützt werden; eine zweite Ausschreibungsrunde schloss im Februar 2024.
Ein strategischer Beirat mit zehn Expertinnen und Expertenaus Digitalisierung, Recht, Ethik und Kunst & Kultur begleitet den Kulturpool in seiner strategischen und technischen Weiterentwicklung, um die Kulturobjekte für verschiedene Nutzergruppen nutzbar zu machen. „Kulturerbe ist verteiltes Erbe; Öffnung und Vernetzung digitaler Sammlungen das Gebot der Stunde“, ist Christian Huemer, Direktor des Belvedere Research Center, überzeugt. Den Kulturpool sieht er als „Chance, Zusammengehöriges zusammenzuführen, über gemeinsame Datenmodelle und Datenstandards nachzudenken, um auf den nächsten Schritt, jenen zu Linked Open Data und den Prinzipien des Semantic Web vorbereitet zu sein.“
Offener Zugang als Basis für demokratische Prozesse
Ihren wissenschaftspolitischen Bildungsauftrag können Museen, Bibliotheken und Archive durch den digitalen Auftritt ergänzend erfüllen und dabei nicht nur neue Nutzungsszenarien erproben und technologische Vorteile ausschöpfen, sondern nicht zuletzt auch einen möglichst offenen und inklusiven Zugang zu den Kulturinhalten ermöglichen. Die Offenheit in Zugang und Datenpräsentation bildet die Voraussetzung für die Nachnutzung (sog. „Re-Use“) durch die Nutzerinnen und Nutzer.
Der Kulturpool verschreibt sich dabei Prinzipien der Open Culture, die solide Basis für demokratische Prozesse in der Gesellschaft darstellen können und sich in Prinzipien des freien Zugangs zu gemeinschaftlichen Gütern (Open Access), Verwenden offener Software (Open Source) und offenen Daten und Lizenzen (Open Data, z. B. Creative Commons) zeigt. Open Culture ist keine idealistische Utopie, sondern legt die kulturellen Schätze einer Generation in die Hände der nächsten. Zugang zum digitalen Kulturerbe soll für alle einfach möglich sein.
Kulturpool: Die Suchmaschine für Kultur aus Österreich
Das Portal macht tangible Kulturgüter ortsunabhängig greifbar: Die Venus lässt sich von Willendorf aus bestaunen, obwohl sie im Naturhistorischen Museum Wien steht; den Dachstein besteigen wir von zu Hause aus und Klimt recherchieren wir vor dem Museumsbesuch noch online. Tangible Kulturgüter, die im Museum im Original oft viel Platz benötigen und schwierig zu transportieren sind, finden so digital den Weg in die Wohnzimmer und auf Bildschirme rund um die Welt.
Stöbern Sie im Kulturerbe, probieren Sie es aus! Wir freuen uns auch über Ihre Rückmeldung im Portal kulturpool.at.
Credits und Zusatzinfos:
Das wissenschaftliche Suchportal Kulturpool ist Teil der Kompetenzvermittlungsplattform Kulturerbe digital, ein Projekt des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) gemeinsam mit dem Naturhistorischen Museum Wien und unterstützt von der Europäischen Union.
Zitat
Das wissenschaftliche Suchportal Kulturpool ist Teil der Kompetenzvermittlungsplattform Kulturerbe digital, ein Projekt des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) gemeinsam mit dem Naturhistorischen Museum Wien und unterstützt von der Europäischen Union.
Zitat
Philip Fischer, Sabine Melnicki, Ruth Pfosser: Kulturerbe digital erleben. Digitales Kulturerbe aus Österreich ist im Kulturpool sichtbar und leicht durchsuchbar, in: neues museum 24/3, www.doi.org/10.58865/13.14/243/6.