Museum: Nachhaltig!
Überblick zu Literatur, Toolkits und Handlungsempfehlungen
Von:
Sabine Fauland (Geschäftsführung, Museumsbund Österreich), Graz/Wien
Handlungsempfehlungen
- Aufgrund der drohenden Energieknappheit empfiehlt der Deutsche Museumsbund als Notfallmaßnahme und unter Berücksichtigung folgender Anmerkungen die Einführung eines erweiterten Klimakorridors bei der Museumsklimatisierung. Museumsbund Österreich, Berufsverband Österreichischer Restauratorinnen und Restauratoren (ÖRV) und ARC - Austrian Registrars Committee schließen sich der Empfehlung des Deutschen Museumsbunds zur Erweiterung des Klimakorridors an und empfehlen die Umsetzung innerhalb der Institution wie innerhalb des Leihverkehrs: >>> weitere Informationen
- Die Bizot-Gruppe hat ihr Green Protocol im September 2023 erneuert und empfiehlt – nach Prüfung der Eignung für die jeweiligen Objektgruppen – Klimawerte zwischen 16 und 25 Grad Celsius bei 40–60 % Luftfeuchtigkeit.
Außerdem wurden die beiden Handbücher – Adopting the Bizot Green Guidelines &Mobility. Towards Greener Transport (PDFs öffnen sich direkt) – erneuert.
- Der Leitfaden Klimaschutz im Museum des Deutschen Museumsbunds bietet praktische Handlungsempfehlungen und ökologische Mindeststandards. Mit Anregungen für viele kleine und große Maßnahmen möchte der Leitfaden Museen dabei unterstützen, einen aktiven Beitrag zu leisten sowie positive Impulse für eine nachhaltige Gesellschaft zu setzen.
- Der Verband Museen Schweiz hat die Broschüre Ökologische Nachhaltigkeit im Museum herausgegeben. Diese bietet einen ersten Einstieg in das Thema, beleuchtet insbesondere die ökologische Nachhaltigkeit im Museumsbetrieb und zeigt relevante Handlungsfelder auf.
- Die österreichischen Bundeskultureinrichtungen haben sich ebenfalls auf Energiesparmaßnahmen geeinigt, die Top 10 lauten:
- Raumtemperaturreduktion auf 19°C (Ausnahme: konservatorische Auflagen) während der Heizsaison (Winter)
- Raumtemperaturerhöhung auf 27°C (Ausnahme: konservatorische Auflagen) während der Kühlsaison (Sommer)
- Verkürzte Betriebsdauer der Außenbeleuchtung
- Effizienzsteigerung der Beleuchtung (u. a.)
- Innenbeleuchtung nur bei Nutzung der Räumlichkeiten
- Reduktion des Betriebs von Lüftungsanlagen auf das absolut notwendige Ausmaß
- Thermographie der Gebäude, um Kältebrücken zu identifizieren
- Fensterabdichtung prüfen und verbessern
- Abschaltung von Untertisch-Warmwasserspeichern bzw. Durchlauferhitzern in Sanitäranlagen
- Ausbau erneuerbarer Energiequellen
Alle Informationen finden Sie >>> hier.
Toolkits
- EKART ist ein Selbstevaluierungstool. EKART steht für Energie und Klimarat für Unternehmen und ist ein Online-Werkzeug vom Energieinstitut Vorarlberg, um sich als Betrieb selber einschätzen zu können. Ekart beantwortet, ob man innerhalb seiner eigenen Branche im grünen, orangen oder roten Bereich agiert.
-
Employees for Future ist eine gesellschaftliche Bewegung aus engagierten Arbeitnehmer:innen und Freiberufler:innen, die September 2019 im Rahmen des globalen Klimastreiks in Leipzig entstanden ist. Die von ihnen entwickelte Klimaschutz Roadmap unterstützt Unternehmen bei der Transformation in einen grünen Betrieb.
206 Maßnahmen aus den Bereichen Energie, Mobilität & Logistik, Ressourcenschonung, Nachhaltige Ernährung, Biodiversität und Wirkung erzeugen können erfüllt werden.
- Um für alle die Frage nach der Nachhaltigkeit handhabbarer zu machen, wurden Prüffragen zur Bewertung von Projekten im Sinne der Nachhaltigkeit von einer länderübergreifenden Arbeitsgruppe erarbeitet und von den Landesumweltreferent:innen des Landes Salzburg zur Anwendung empfohlen. Die Prüffragen sollen vor Augen führen, was hinter einem Projekt stecken kann und was im Vorfeld bedacht werden sollte, um eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen.
- culture declares emergency hat 8 Pathways of Action zusammengestellt.
- 10 einfache Aktionen für Museen und Kulturorte, um FridaysForFuture zu unterstützen – von Museums For Future.
- 10 Simple Actions für Restaurator:innen – von Museums For Future.
- Das Sustainability Network hat auf der Webseite umfangreiche Literaturtipps, Handlungsempfehlungen uvm., bspw. Climate Action Plans, Net Zero Schemes and Carbon Footprint Calculators, Empfehlungen für Ausstellungen und Transport.
- ICCROM (International Centre for the Study of the Preservation and Restoration of Cultural Property) hat mit der Initiative OCM Our Collection Matters entlang der 5Ps (People Planet Prosperity Peace Partnership) Material entlang der SDGs zusammengestellt.
- Der Ökologe und Berater Henry McGhie von Curating Tomorrow gibt Rat und zeigt Taten in seinem 94-seitigen How-to-Guide. Dieser Leitfaden hilft kleinen und großen Museen aller Typen und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Nachhaltigkeit in ihrem Denken und Tun zu verankern.
- CIMAM – International Committee for Museums and Collections of Modern Art hat ein Online-Toolkit zusammengestellt, um zur nachhaltigen Entwicklung der (Kunst-)Museen in aller Welt beizutragen. Eine Kurzfassung ist auch als PDF downloadbar.
- Museums for climate action versammelt in einem Tool Kit eine Reihe von Möglichkeiten, wie Museen der Klimaerwärmung entgegen treten könnten – Rethink, Reimagine, Mobilize lautet das Motto!
- Die Alberta Museums Association (AMA) mit Green Economy Canada einen Climate Action for Museums Toolkit herausgebracht – mit hilfreichen Tipps, wie Nachhaltigkeit in die Museumsarbeit gelebt werden kann und bringt Fallstudien aus Museen aus ganz Kanada, die zeigen, wie Treibhausgasemissionen reduziert werden können und der Museumsbetrieb ökologischer gestaltet werden kann.
- Der britische Museumsverband hat ein Toolkit veröffentlicht, das Museen dabei helfen soll, ihre Sammlungen nicht nur nachhaltig zu verwalten, sondern auch Deakzession zu einer täglichen Aufgabe des Sammlungsmanagements zu machen. Das Toolkit Off the Shelf: a toolkit for ethical transfer, reuse and disposal bietet Tipps und Ratschläge für die Weitergabe, Wiederverwendung und Entsorgung von Objekten.
- Im Rahmen eines EU-Projekts hat Educult das SoPHIA-Modell mit dazugehörigen Toolkit entwickelt, das bei dessen Umsetzung helfen soll. Darüber hinaus wurden vier Policy Briefs erstellt, um die politischen Entscheidungsträger auf die im Rahmen des Projekts ermittelten Probleme aufmerksam zu machen und ihnen klare Empfehlungen an die Hand zu geben. Sie befassten sich mit den sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und ökologischen Auswirkungen von Eingriffen in das kulturelle Erbe.
- Unsere Kolleg:innen von NEMO Network of European Museums Organisations haben kurz gefasste 7 Tipps für nachhaltige Museumsarbeit zusammengestellt.
Initiativen
- Museums for Future ist eine gemeinnützige, unabhängige Organisation. Es ist eine globale Gemeinschaft, die von lokalen Netzwerken aus Museumsmitarbeiter:innen, Kulturerbeexpert:innen und engagierten Institutionen angetrieben wird. Die Gemeinschaft versteht sich als Bündnis für die nachfolgenden Generationen und in Kooperation mit Vertreter:innen der aktuellen Klimaforschung – gemeinsames Ziel ist das Erreichen des +1,5°C-Ziels der Pariser Klimakonvention und globale Klimagerechtigkeit.
- culture declares emergency ist eine wachsende Bewegung von Menschen in Kunst und Kultur, die einen klimatischen und ökologischen Notstand ausrufen. Gemeinsam mit Museums For Future sind sie überzeugt, dass Kunst und Kultur dazu beitragen können, eine Zukunft zu schaffen, die den Planeten schützt und alle Menschen überall ernährt.
- Innerhalb von ICON Institute of Conversation gibt es das Sustainability Network.
- STICH – Sustainability Tools in Cultural Heritage bietet Case Studies, Carbon Calculator uvm.
- In diesem Zusammenhang auch eine Erinnerung an unsere Vitrinenbörse: Aller Anfang ist natürlich auch hier schwer. Wer sich erwartet, mit einem Klick auf der Vitrinenbörse die größte Auswahl zu stoßen, ist vorerst fehl am Platz. Es bedarf einer Bewusstseinsveränderung in den Museumsteams, der Bereitstellung der Plattform (erledigt!) und schließlich einer konsequenten Nutzung: Wir brauchen es nicht mehr, wir geben es weiter! Es muss Alltag im Museum werden, Nachhaltigkeit bei jeder Tätigkeit als Leitprinzip an oberste Stelle zu setzen. Das sind keine leichten Aufgaben, die uns bevorstehen, aber anstatt zu lamentieren, gehen wir’s einfach an, oder?
Literatur
- Elisabeth Feinig, Mitbegründerin von Museums For Future, widmet sich in ihrer /ecm-Master Thesis Museen als Verbündete einer klimagerechten Transformation – Handlungsfelder und Potenziale der Rolle von Museen in Zeiten der Klimakrise.
- Christopher J. Garthe: Das nachhaltige Museum. Vom nachhaltigen Betrieb zur gesellschaftlichen Transformation. In 17 illustrierten Kapiteln zeigen, wie das geht, und liefern den Bezugsrahmen für eine umfassende Beschäftigung mit Nachhaltigkeit in Museen und Ausstellungen.
- Duncan Geere, Zoë Wildsmith, The Content Creation Company: THE 1.5°C BUSINESS PLAYBOOK. Building a strategy for exponential climate action towards net-zero emissions: Dieses Playbook wurde für Institutionen entwickelt, die sich an der Verwirklichung des 1,5°C- Klimaziel beteiligen wollen.
- Sustaining Great Art and Culture 2018/19: Ein Report von Arts Council England zur Nachhaltigkeit von 184 britischen Kulturorganisationen.
- Von KI Culture gibt es Bücher mit Handlungsempfehlungen zu Abfall und Energie: Waste & Materials Ki Book, Social Sustainability Ki Book und Energy Ki Book.
- WeAreMuseum haben eine eigene Programmlinie zu Museums Facing Extinction. Die vergangenen Veranstaltungen können online nachgesehen werden. Außerdem gibt es Lesestoff: Systems Thinking Handbook, Museums on the climate journey. Essentials Guidebook und Museums Facing Extinctions 2020. Essentials.
- Die Essays von Christoph Thun-Hohenstein – Klimaschönheit und Weniger Ego ist mehr Zukunft – verstehen sich als Appell, die Klimafrage nicht nur als größte Herausforderung der Geschichte der Menschheit ernst zu nehmen, sondern sie zugleich als Chance zur Schaffung besserer gemeinsamer Lebensqualität zu nützen.
- Henry McGhie: Museums and the Sustainable Development Goals. Wie Museen mit den SDGs für eine bessere und grünere Zukunft arbeiten können?
- Karen Hehnke, Peter Hellmich, Thomas Pyhel: Fragestellungen zur umweltfreundlichen Gestaltung und zum umweltfreundlichen Betrieb von Ausstellungen.
- Das Magazin The Big Good Future #3 der Creative City Berlin erschien im Herbst zum Schwerpunkt Nachhaltigkeit und Kultur.
- Tagungsreport einer Konferenz von Climate Heritage Network und Culture 2030 Goal: Cultural infrastructures as Drivers of people-centered climate action.
- Im Buch Ecomuseums and Climate Change sind die Beiträge der Konferenz Ökomuseen und Klimaschutz, September 2021, versammelt, auf der Expert:innen aus dem Bereich des Kulturerbes, Aktivist:innen, Kurator:innen, Wissenschaftler:innen und politische Entscheidungsträger:innen aus mehreren Ländern untersuchten, wie Museen als Katalysatoren für Wandel, Erneuerung und nachhaltige Entwicklung fungieren können.
- Unsere Kolleg:innen von NEMO haben für Museen relevante Nachhaltigkeits- und Klimapolitik der Länder der EU in einer Publikation zusammengestellt: Museums, Climate and Politics (PDF öffnet sich direkt).
- Der Bericht Culture over Carbon des New Buildings Institute bietet aktiv eine detaillierte und umfassende Analyse des Energieverbrauchs im Kultursektor. Als erstmalige Untersuchung dieser Art wirft der Bericht ein Schlaglicht auf die oft übersehene Schnittstelle von kulturellem Erhalt und Umweltschutz und positioniert Museen und ähnliche Einrichtungen an vorderster Front im Kampf gegen den Klimawandel.
- Seit Dezember 2020 schon gibt es das Projekt Climate Toolkit der AAM: Über 148 Museen, Zoos und Botanische Gärten haben sich bereits angeschlossen und verfolgen zurzeit 32 Ziele, um den menschengemachten Klimawandel aufzuhalten bzw. verlangsamen. Auf der Webseite finden sich alle Webinare zum Nachschauen, Best-Practise-Beispiele so wie Tipps aus den teilnehmenden Institutionen, wie sie die gewählten Ziele umsetzen.
Best-Practice-Beispiele
Unsere Kolleg:innen der britischen Museum Association haben eine neue Kampagne gelauncht: Auf der Webseite Museum For Climate Justice sind zahlreiche Best-Practice-Beispiele versammelt.
STICH – Sustainability Tools in Cultural Heritage bietet Case Studies, Carbon Calculator uvm.
Museen und Ausstellungsinstitutionen sind kulturelle Werteproduzenten, die eine wesentliche Rolle bei der Transformation unserer Gesellschaft einnehmen. ICOM Österreich hat daher 17 Museen eingeladen, sich aktiv, konkret und sichtbar mit den 17 SDGs auseinanderzusetzen und Bewusstseinsarbeit, Orientierung und Impulse zu schaffen. Inzwischen kann man die Projekte der 17 Museen auf der Webseite nachlesen und sich von der Vorarbeit inspirieren lassen.
STICH – Sustainability Tools in Cultural Heritage bietet Case Studies, Carbon Calculator uvm.
Museen und Ausstellungsinstitutionen sind kulturelle Werteproduzenten, die eine wesentliche Rolle bei der Transformation unserer Gesellschaft einnehmen. ICOM Österreich hat daher 17 Museen eingeladen, sich aktiv, konkret und sichtbar mit den 17 SDGs auseinanderzusetzen und Bewusstseinsarbeit, Orientierung und Impulse zu schaffen. Inzwischen kann man die Projekte der 17 Museen auf der Webseite nachlesen und sich von der Vorarbeit inspirieren lassen.