
Forum Virtuelle Museen: Virtuelle Museen
Ein Plädoyer
Von:
Barbara Margarethe Eggert (Rektorin, Merz Akademie. Hochschule für Gestaltung, Kunst und Medien), Stuttgart
Spätestens während der Covid-Pandemie haben das Medium Ausstellung und das Museum als Ausstellungshaus mit vielfältigen Aufgaben einen Virtualisierungsschub erfahren. Als Begriff tauchte das virtuelle Museum allerdings bereits in den 1990er Jahren auf. Was aber ist ein virtuelles Museum und „für welche Themen und Konstellationen kann ein virtuelles Museum besonders geeignet sein?“ (S. 13).
Diesen beiden Kernfragen widmen sich in der Publikation Virtuelle Museen. Ein Plädoyer die Autor:innen Isabelle Becker (Messe Basel), Otmar Böhmer (Kunststiftung Volkswagen und Kunstmuseum Wolfsburg), Reinhard Gröne (Angel Engine e. V., Düsseldorf), Bernd Günter (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf), Rebecca Heinzelmann (Studio Heinzelmann, Lauf a. d. Pegnitz), Anja Kircher-Kannemann (Jugendstilforum Bad Nauheim), Yasmin Mahmoudi (Kanzlei Dr. Mahmoudi & Partner Rechtsanwälte mbB, Köln), Julia Römhild (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf), Holger Simon (Pausanio, Köln), Theresa Stärk (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) und Laura Zebisch (Goethe-Institut) aus unterschiedlichen Perspektiven.
Behandelt werden in 18 knappen Kapiteln Definitionen, Aufgaben, Eignungskriterien, Zielgruppen sowie Kund:innennutzen und Mehrwerte, aber auch Geschäftsmodelle, technische Voraussetzungen, spezifische Formate, Managementaufgaben und rechtliche Aspekte. Hier kommen die sich ergänzenden Expertisen der Autor:innen aus Wissenschaft und Praxis zum Tragen.
Ihr Wunsch, mit der Publikation (weiterführende) Diskussionen anzustoßen, insbesondere mit der Fachwelt, kommt abgesehen von der Einleitung bereits durch den Namen der Gruppe zum Ausdruck: Forum Virtuelle Museen. Auf dem Cover findet sich an prominenter Stelle das Logo von AVICOM, dem internationalen Fachkommitee für museumsspezifische audiovisuelle Medien, neue Technologien und Social Media. Diese Untergruppe des International Council of Museums (ICOM) hat die Veröffentlichung mitgetragen – was auch immer das heißen mag. ICOM kommt immer dann ins Spiel, wenn es um (Qualitäts-)Standards und Definitionen für den Museumssektor geht, z. B. die Festlegung, was aus der Perspektive von etablierten Museumswissenschaftler:innen und -direktor:innen mit dem Begriff Museum überhaupt bezeichnet werden soll. Da es keine rechtsverbindliche Museumsdefinition gibt, wird der Begriff in der Praxis für eine Vielzahl von Institutionen und Angeboten genutzt, deren Anliegen es ist, irgendetwas zu zeigen – und hier herrscht aus professioneller Sicht Abgrenzungsbedarf.
Gemäß der aktuellen, mühsam errungenen Definition durch ICOM, die am 24. August 2022 in Prag verabschiedet wurde, wird im Feld und in der Kultur(förderungs)politik das Museum derzeit verstanden als „eine nicht gewinnorientierte, dauerhafte Institution im Dienst der Gesellschaft, die materielles und immaterielles Erbe erforscht, sammelt, bewahrt, interpretiert und ausstellt. Öffentlich zugänglich, barrierefrei und inklusiv, fördern Museen Diversität und Nachhaltigkeit. Sie arbeiten und kommunizieren ethisch, professionell und partizipativ mit Communities. Museen ermöglichen vielfältige Erfahrungen hinsichtlich Bildung, Freude, Reflexion und Wissensaustausch“ (https://icom-deutschland.de/de/component/content/category/31-museumsdefinition.html?Itemid=114).
Ob diese Institutionen analog und/oder virtuell existieren, lässt sich dieser Definition nicht entnehmen. Die Autor:innen von Virtuelle Museen streben definitiv eine integrative Sicht und den Schulterschluss mit ICOM an, denn ihr Plädoyer gilt virtuellen Museen, „die wie analoge Museen nach den Standards des International Council of Museum […] funktionieren“ (S. 15) und diesen gleichwertig sind (S. 20). Dies gilt für alle in der Definition erwähnten Aufgabenbereiche. Virtuelle Museen, hier verstanden als digitale Einheiten, „die die Merkmale eines Museums nutzen, um das Museum durch Personalisierung und Interaktivität sowie inhaltlich zu ergänzen und erweitern“ (S. 21) können, wie die Autor:innen hervorheben, sowohl eine „Ergänzung zu einer physischen Museumspräsenz“ als auch eine „notwendige Alternative“ (S. 11) zu dieser bieten. Für beide Ausprägungen führen sie bereits existierende Beispiele an (S. 27–29). Noch Zukunftsmusik ist hingegen das virtuelle Museum für gestohlene Kulturgüter, das seit Ende 2023 von der UNESCO geplant ist (S. 13).
Gemäß der aktuellen, mühsam errungenen Definition durch ICOM, die am 24. August 2022 in Prag verabschiedet wurde, wird im Feld und in der Kultur(förderungs)politik das Museum derzeit verstanden als „eine nicht gewinnorientierte, dauerhafte Institution im Dienst der Gesellschaft, die materielles und immaterielles Erbe erforscht, sammelt, bewahrt, interpretiert und ausstellt. Öffentlich zugänglich, barrierefrei und inklusiv, fördern Museen Diversität und Nachhaltigkeit. Sie arbeiten und kommunizieren ethisch, professionell und partizipativ mit Communities. Museen ermöglichen vielfältige Erfahrungen hinsichtlich Bildung, Freude, Reflexion und Wissensaustausch“ (https://icom-deutschland.de/de/component/content/category/31-museumsdefinition.html?Itemid=114).
Ob diese Institutionen analog und/oder virtuell existieren, lässt sich dieser Definition nicht entnehmen. Die Autor:innen von Virtuelle Museen streben definitiv eine integrative Sicht und den Schulterschluss mit ICOM an, denn ihr Plädoyer gilt virtuellen Museen, „die wie analoge Museen nach den Standards des International Council of Museum […] funktionieren“ (S. 15) und diesen gleichwertig sind (S. 20). Dies gilt für alle in der Definition erwähnten Aufgabenbereiche. Virtuelle Museen, hier verstanden als digitale Einheiten, „die die Merkmale eines Museums nutzen, um das Museum durch Personalisierung und Interaktivität sowie inhaltlich zu ergänzen und erweitern“ (S. 21) können, wie die Autor:innen hervorheben, sowohl eine „Ergänzung zu einer physischen Museumspräsenz“ als auch eine „notwendige Alternative“ (S. 11) zu dieser bieten. Für beide Ausprägungen führen sie bereits existierende Beispiele an (S. 27–29). Noch Zukunftsmusik ist hingegen das virtuelle Museum für gestohlene Kulturgüter, das seit Ende 2023 von der UNESCO geplant ist (S. 13).
Große Chancen sehen die Autor:innen hier u. a. hinsichtlich einer kollaborativeren Vermittlungs- und Kuratierungspraxis im digitalen Raum (S. 25) – dieser Verlust an hegemonialer Deutungsmacht wird bei konservativeren Kurator:innen wenig Freude hervorrufen. Zu stark verkürzt sind die Ausführungen dazu, welche Rolle der KI-Unterstützung in diesem Kontext zukommen kann. Denn bei aller KI-Euphorie auf der bundespolitischen Tagesordnung führt diese keineswegs zwangsläufig dazu, dass das virtuelle Museum durch den Einsatz von KI automatisch „zu einem interaktiven und demokratischen Ort“ (S. 27) wird.
Generell gehen die Autor:innen davon aus, dass virtuelle Museen im Bereich Social VR „ein fester Bestandteil sein werden“ (S. 97) und finden das gut so. Zwischen den Zeilen aber auch explizit, so z. B. im Nachwort, liest man die Skepsis der Museumsverbände heraus, gegen die das Forum Virtuelle Museen hier anschreibt: „Desinteresse oder gar Widerstände gegenüber dem Thema […] sind verständlich“ (S. 99). Der zweiteilige Titel Virtuelle Museen. Ein Plädoyer wurde mit Bedacht gewählt, ist der Text doch zugleich eine engagierte Befürwortung von Chancen und Nutzen von virtuellen Museen auf Augenhöhe mit seinem physischen Pendant wie auch eine Verteidigungsrede gegenüber denjenigen, die konservativ am physischen Museum als einzigem Ideal meinen festhalten zu müssen. Ob diese Revision einlegen werden, bleibt abzuwarten.
Credits und Zusatzinfos:
Empfohlene Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
Barbara Margarethe Eggert: Forum Virtuelle Museen: Virtuelle Museen. Ein Plädoyer, in: neues museum 25/1-2, www.doi.org/10.58865/13.14/2512/9.