Rektorin Petra Schaper Rinkel und Gabriela Krist bei der Eröffnung der Ausstellung; Foto: Lea Fabienne Dörl
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Ausstellung „Conservator at Work“ im Rückblick

Die Arbeitswelt von Restaurator:innen und deren vielfältige Tätigkeiten in der Erforschung, Erhaltung und Präsentation von Kunstwerken bleibt Besucher:innen von Museen und Ausstellungen meist verborgen. Die Beteiligung und aktive Mitarbeit in Planung und Vorbereitung sowie Auf- und Abbau, also die Mitwirkung im Ausstellungsbetrieb, bleibt oftmals unsichtbar bzw. ungewürdigt. Dem Wunsch nach einer Ausstellung über die facettenreichen Aufgabenfelder der akademischen Konservierung und Restaurierung folgend, wurde zwischen November 2022 und August 2023 die Schau Im Detail. Die Welt der Konservierung und Restaurierung vom Team der Restaurator:innen der Tiroler Landesmuseen in Kooperation mit dem Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst (IoC) im Ferdinandeum in Innsbruck veranstaltet. 
           
Die vom IoC unter der Leitung von Gabriela Krist kuratierte Ausstellung Conservator at Work wurde als ein komprimiertes Follow-up der Innsbrucker Schau konzipiert und von 13. Oktober bis 23. November 2023 in der Wiener Postsparkasse gezeigt. Seit 2020 wird das Bauwerk Otto Wagners – eine Ikone des Wiener Fin de Siècle – von der Angewandten genutzt. 
 
Am 12. Oktober eröffneten die Rektorin der Universität für angewandte Kunst Petra Schaper-Rinkel und Gabriela Krist, Leiterin des Institut für Konservierung und Restaurierung, die Ausstellung. In der Eröffnungsrede wurde die Entwicklung der Konservierungswissenschaften und Restaurierung der letzten 24 Jahren an der Angewandten resümiert. Zu den besonderen Verdiensten unter der Leitung von Gabriela Krist zählt hier die Erweiterung der bereits bestehenden Fachbereiche – der Konservierung von Gemälden und Objekten – um jene von Textil und Stein. Gleichermaßen standen die aktuellen Vorgehensweisen des Instituts im Zentrum der Schau, die abgesehen von der „klassischen“ Einzelrestaurierung die präventive Konservierung und Sammlungspflege sowie eine international ausgerichtete Kulturguterhaltung und Kulturgüterschutz unter dem Aspekt des Klimawandels umfassen.   

Aufgaben- und Tätigkeitsfeld akademischer Restaurator:innen in kontinuierlicher Veränderung

Infolge steigender wissenschaftlicher Ansprüche an den Erhalt und die Erforschung des kulturellen Erbes und der zunehmend komplexer werdenden Herausforderungen durch multiple globale Krisen durchläuft die Disziplin der Konservierung und Restaurierung seit den letzten Jahrzehnten einen stetigen Prozess der Akademisierung. Am Beginn der Disziplin, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, waren bildende Künstler noch die Hauptakteure der Restaurierung von Kunstdenkmälern. Seitdem war und ist das Aufgaben- und Tätigkeitsfeld akademischer Restaurator:innen kontinuierlicher Veränderung, Erweiterung und Anpassung unterworfen, was einen integralen Bestandteil des Ausstellungsinhaltes in der Postsparkasse bildete. Beleuchtet wurden neben der praktischen Arbeit die notwendigen Fähigkeiten der Restaurator:innen, um konservatorische Befundungen und Untersuchungen durchzuführen, Maßnahmenkonzepte zu erstellen und darüber hinaus Erhaltungsstrategien für Einzelobjekte, Ensembles und Sammlungen zu erarbeiten sowie die konservierungswissenschaftliche Forschung und Sammlungspflege in den aktuellen Berufsalltag zu integrieren und zu verankern. 
Conservator at Work ist es darüber hinaus gelungen, ein breites Spektrum an aktuellen Projekten und Fallbeispielen vorzustellen, darunter die Konservierung und Restaurierung von zeitgenössischer Kunst, Textilien, klassischen Ölgemälden, Steinobjekten, Goldschmiedearbeiten sowie historischen Gebrauchsgegenständen. Die in der Ausstellung gezeigten Objekte sind Auftragsarbeiten für Museen, kirchliche Einrichtungen und das Bundesdenkmalamt und gestatteten somit einen tatsächlichen Einblick in das professionelle Feld der Konservierung und Restaurierung.   

Ausstellungskonzept

Das Ausstellungskonzept war keineswegs darauf beschränkt, effektvolle und medienwirksame Aufnahmen von Objekten vor und nach der Restaurierung zu inszenieren; vielmehr wurde der Blick der Besucher:innen auf die komplexen methodischen und ethischen Arbeits- und Entscheidungsprozesse gelenkt. So konnte die aktuelle konservatorische und restauratorische Praxis ersichtlich gemacht und wohl auch stellenweise entmystifiziert werden. Anhand originaler Kunstwerke wurden die vielfältigen Aufgaben von Restaurator:innen exemplarisch veranschaulicht, darunter verpacken, lagern, kontrollieren, sichern, schützen, wiederherstellen, zusammensetzen, unterstützen, reduzieren, entrollen, verkleben von Rissen, ent-restaurieren und forschen … 

Während der Ausstellungszeit stattfindende Schaurestaurierungen vor Ort boten zudem die Gelegenheit, diese Prozesse unmittelbar zu verfolgen und mit angehenden Restaurator:innen in Dialog zu treten.      
 
Das Institut ist seit Anfang der 2000er Jahre mit Lehrenden, Absolvent;innen und Studierenden in Forschungs-, Restaurier- und Sammlungspflegeprojekte insbesondere im asiatischen und osteuropäischen Raum involviert; die internationale Projektarbeit, beispielsweise in Indien, Nepal und Albanien, wurde durch Filmbeiträge für die Ausstellungsbesucher:innen anschaulich gemacht. Das Engagement des Instituts, vor allem im Bereich des Erhalts von Weltkulturerbe, wurde 2019 mit der Verleihung eines UNESCO Lehrstuhls gewürdigt.  
            
Ergänzt wurde die Ausstellung durch eine Reihe von konservierungswissenschaftlichen Vorträgen. An vier Abenden stellten Alumni, Dissertant:innen, wissenschaftliche Mitarbeiter:innen sowie Lehrende aktuelle Forschungs- und Restaurierprojekte vor und beleuchteten die Rolle der Naturwissenschaften in der Restaurierung. Den Auftakt bildeten Vorträge zu aktuellen Forschungsvorhaben rund um Herausforderungen der Konservierungswissenschaften und Restaurierung in Gegenwart und Zukunft.

Klimagedanke in allen Bereichen verankert

Klima- und Energiekrise, Krieg und Inflation bringen auch Herausforderungen für die Kulturguterhaltung mit sich. Naturkatastrophen, wie Fluten und Hitzewellen durch den Klimawandel mitverursacht, urgieren die Erstellung von Notfallplänen für Kunst- und Kulturgut – sowohl in Museen und Depots als auch für Baudenkmale. Luftschadstoffe stellen nach wie vor ein erhebliches Schadenspotenzial für Denkmäler im Außenbereich dar. Waren in der Vergangenheit Natursteinoberflächen insbesondere durch Schwefeldioxidemissionen aus Kohleöfen und der Bildung von schwarzen Gipskrusten gefährdet, setzt heute vor allem die erhöhte Kohlendioxidbelastung in der Luft Schadensmechanismen an Bauwerken und Kulturdenkmalen in Gang. Vorrangig vom Klimawandel betroffen sind Denkmale im Außenbereich, die durch die Erderwärmung verlängerten Frost-Tau-Zyklen in den Wintermonaten ausgesetzt sind und dadurch einen erhöhten Abbau und Schädigung ihrer Substanz erfahren.
 
Die Reduktion des Kohlendioxidausstoßes, die Verringerung von Energiekosten und Nachhaltigkeitsforderungen sind Problemstellungen, mit denen Museen heute konfrontiert sind. Restaurator:innen sind demnach angehalten, die Materialwahl für Lagerungs- und Ausstellungskonzepte zu überdenken, Plastik zu reduzieren und – soweit möglich – auf recyclebare Materialien zurückzugreifen. Das klingt einfach, gestaltet sich aber in der Praxis oft schwierig. Eine der Aufgaben rezenter konservierungswissenschaftlicher Forschung muss deshalb die Entwicklung alternativer Materialkonzepte für die Konservierung und Restaurierung sein, um auf Teuerung, Materialknappheit, Umweltschutz und Arbeitssicherheit entsprechend reagieren zu können. Die kontinuierliche Fortbildung und Flexibilität der Restaurator:innen sowie die Inklusion aktueller Themen in Ausbildungsprogramme ist maßgeblich, um auf eine vielfach herausfordernde Zukunft vorbereitet sein zu können.

Die Ausstellung Conservator at Work mit ihrem umfangreich gestalteten Rahmenprogramm vermittelte den Besucher:innen einen umfassenden Einblick in die Forschungs- und Erhaltungsstrategien innerhalb dieses akademischen Fachbereiches. Anhand konkreter Fallbeispiele konnte die Arbeit von Restaurator:innen, wie sie untersuchen, konservieren, restaurieren, analysieren und vermitteln, aufgezeigt werden. Nicht zuletzt wurde das Augenmerk der Besucher:innen auf die Wichtigkeit eines interdisziplinären und internationalen Agierens innerhalb der Konservierung und Restaurierung gelenkt – eine globale Verantwortung!

Credits und Zusatzinfos: 
Martina Haselberger, Fabian Sever, Gabriela Krist: Ausstellung „Conservator at Work“ im Rückblick, in: neues museum 24/1-2, www.doi.org/10.58865/13.14/2412/1.
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