
Verleihung des Österreichischen Umweltzeichens
Auf dem Weg zum Österreichischen Umweltzeichen für Museen
Katia Huemer, Kunsthaus Graz, und Ruth Swoboda, inatura Dornbirn, haben bei der ersten ARGE Museums For Future über ihre Erfahrungen berichtet.
Von:
Sabine Fauland (Museumsbund Österreich), Graz/Wien
Mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Tourismus-, Gastronomie-, und Kulturbetriebe wurde im Jahr 1996 ein Gütesiegel geschaffen, das umweltbewusstes Management und soziales Handeln eines Unternehmens nach außen demonstriert. Ursprünglich nur auf den Tourismus fokussiert, wurde die Richtlinie in den letzten Jahren um neue Betriebsarten in der Gastronomie und im Kulturbereich ergänzt.
Seit 2018 gibt es – auf Initiative des Kunst Haus Wien – auch für Museen und Ausstellungshäuser, seit 2022 für Theater und Kinos.
Never walk alone
Die Einreichungen für das Umweltzeichen ist vor allem Teamwork und muss vom gesamtem Team – von der Geschäftsführung abwärts – getragen werden.
Für den Prozess von Antragstellung bis Verleihung muss man ca. ein Dreivierteljahr einkalkulieren.
Vor der eigentlichen Antragstellung steht die Überprüfung der Basisvoraussetzungen, deren Erfüllung Voraussetzung für die Verleihung und Führung des Österreichischen Umweltzeichens ist.
Hier wird insbesondere auf Energieeffizienz und Wärmedämmung, Wasserversorgung, Wasserbehandlung und Abwasserentsorgung, Abfallsammlung und -entsorgung, Wartung und Pflege
von Einrichtungen, Sicherheit und Gesundheitsschutz sowie auf den Landschaftsschutz und den Schutz der biologischen Vielfalt eingegangen.
Viele dieser Basiskriterien sind für Häuser, die unter Denkmalschutz stehen, nicht zu erfüllen (bspw. wärme- und schallgedämpfte Fenster). Sind davon Kriterien wie im Bereich der Abwasserbehandlung nicht erfüllt, ist eine Einreichung mit hohem finanziellen Aufwand verbunden. Andere Dinge, wie bspw. den Umstieg auf Strom aus erneuerbarer Energie, sind leichter zu bewerkstelligen. Vieles ist sicher in den einzelnen Häusern auch schon vorhanden wie bspw. ein Abfallwirtschaftskonzept, das ab einer Mitarbeiter:innengröße von 20 Personen gesetzlich verpflichtend ist.
Blick von außen
Für die Einreichung ist eine externe Beratung verpflichtend, dies ist nicht nur arbeitserleichternd, ein Blick von außen ist immer interessant und effektiv. Berater:innen machen den großen Kriterienkatalog auch verständlich und setzen Schwerpunkte.
Hierfür gibt es eine eigene Liste von Umweltberater:innen, dieser Beratung wird jedoch auch (zumindest anteilig) gefördert, aber natürlich ist die Beratung ein Kostenfaktor (ca. 2.000 €).
Am Beginn steht eine Evaluation im eigenen Haus, was gibt es bereits, was kann und muss noch getan werden: Verträge bspw. mit Druckereien und Spediteuren müssen überprüft werden, wie umweltbewusst sind auch die Zulieferbetriebe, wo wird was eingekauft.
Das Umweltzeichen ist auch wichtig für die Personalentwicklung! Es geht nur im Team und es ist ein andauernder Prozess, interne Kennzahlen müssen festgemacht werden.
In der inatura Dornbirn findet bspw. einmal im Jahr ein Umweltzeichentag für das gesamte Team statt, im Universalmuseum Joanneum, zu dem das Kunsthaus Graz gehört, hat sich ein Green Team zusammengeschlossen.
SDGs können dabei wichtige Begleiter im Museumsalltag sein, es gibt viele Handlungsanleitungen, bspw. von SDG Watch Austria (dazu auch mehrere Tools und Tipps auf Museum: Nachhaltig!).
Einreichprozess
Mit der Anmeldung zur Einreichung für das Umweltzeichen erhält man Zugang zu einer Online-Software (PDF), in dem die Muss- und Kann-Kriterien bewertet werden. Hierbei gilt die Relation des Möglichen! Die Nichterfüllung eines Muss-Kriteriums bedeutet nicht automatisch, dass eine Zertifizierung mit dem Umweltzeichen nicht möglich ist.
Für die Einreichung müssen viele Informationen zusammengetragen und teils mit Dokumenten belegt werden.
Die:Der Berater:in begleitet auch diesen Prozess und prüft den Antrag vor dem Abschicken.
Nach der Einreichung wird der Antrag überprüft, ein:e unabhängige:r Prüfer:in kommt ins Haus, dies dauert zwischen vier und acht Stunden.
Diese Überprüfung ist ein weiterer wichtiger Blick von außen!
Wird auch diese positiv absolviert, erfolgt die feierliche Verleihung mit Urkunde und Plakette verbunden mit einer Unterweisung aller Rechten und Pflichten. Mit der Nutzung des Zeichens sind natürlich Auflagen verbunden!
Nach 2 Jahren erfolgt eine Zwischenprüfung, nach 4 Jahren eine erneute Überprüfung gemäß des aktuellen Kriterienkataloges.
Neben den personellen Kosten im Haus und Kosten, die durch Umstellungen (bspw. auf LED-Beleuchtung), entstehen sowie den Beratungskosten gibt es auch Antrags- und Prüfungsgebühren (je nach Größe des Hauses zwischeh 450 und 1.250 €) sowie eine Jahresgebühr (zwischen 250 und 770 €).
Vorteile und Chancen
Das Umweltzeichen ist ein hervorragende Werkzeuge zur strategisch wirksamen und ökologisch wertvollen Weiterentwicklung des eigenen Hauses. So entwickelt sich das Team in den Bereichen Personalwesen, Ausstellung und Sammlung, Einkauf und Shop, Vermittlung und Kommunikation und Gebäudemanagement weiter.
Natürlich ist es auch ein Marketingtool, mit der Ergänzung um das Umweltzeichen für Green Meetings ist das Museum eine nachweisbare Green Location, was für viele Veranstalter immer wichtiger wird und auch nachgefragt wird.
Durch den Beratungsprozess erhält man wertvolle Hinweise, Kreativität wird gefördert und insgesamt kann es eine Motivation für das ganze Team sein!
Wertvolle Hinweise durch geschulte Beateirnnen
Weitere Tipps
Eine etwas günstiger Art der Zertifizierung ist Ökoprofit, das Ziel hier ist mit sparsam eingesetzten Ressourcen zum Profit zu kommen. Die Kosten belaufen sich auf ca. 5.500 €. Die jährlichen Rezertifizierungskosten belaufen sich auf ca. 400 bis 1.100 Euro (je nach Anzahl der Mitarbeiter:innen).
EKART ist ein Selbstevaluierungstool. EKART steht für Energie und Klimarat für Unternehmen und ist ein Online-Werkzeug vom Energieinstitut Vorarlberg, um sich als Betrieb selber einschätzen zu können. Ekart beantwortet, ob man innerhalb seiner eigenen Branche im grünen, orangen oder roten Bereich agiert.
EcoPoints ist ein punktesammelndes System, das die Mitarbeiter:innemobilität fördert.
Credits und Zusatzinfos:
Foto: HBF/C. Karlovits