
Gemeindebauten kommunzierten über Flaggen ...
Aktion Briefkasten
Ein Projekt der Förderschiene Kulturvermittlung 2021 des BMKÖS
Von:
Nora Gutwenger, Ursula Gaisbauer, Wien
Mit der Aktion haben wir zwei Wochen lang die Meinungen und Interessen der Bewohner:innen sichtbar gemacht. Über den Zeitraum des Spiels erhielt jede Wohneinheit an jedem zweiten Tag einen Brief mit Fragen wie z. B.: Wie ist dein Kontakt zur Nachbarschaft? Würdest du deinen Nachbarn einen Gefallen machen? Was würdest du dir am meisten wünschen? Es gab unterschiedliche Antwortmöglichkeiten, aus denen sie wählen konnten. Jeder Antwortmöglichkeit war eine Farbkombination zugeordnet. Zu Beginn des Spiels erhielten die Bewohner:innen als Spielfiguren drei unterschiedlich farbige Fahnen, die wir ihnen als „Starter-Set“ an ihre Wohnungstür hängten. Zum Beantworten der Fragen sollten die Fahnen aus einem Fenster gehängt werden. Die Fenster bildete so das Spielfeld und waren Kontaktfläche zu den Mitspielenden. Als Anreiz wurde ein Preisgeld in Höhe von insgesamt 500 € in Aussicht gestellt. Eine Fotoserie dokumentierte das Projekt und ist künstlerisches Ergebnis.
Vor dem Beginn der Aktion begann die Suche nach passenden Gemeindebauten. Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl war die Architektur der Anlage. Die Fahnen sollte für alle Bewohner:innen des Hauses durch den Blick aus dem Fenster sichtbar sein. Durch eine Recherche und Begehungen verschiedener Gemeindebauten fiel die Wahl auf die Karl-Löwe-Gasse 7–9 und 12. Es sind zwei Gemeindebauten die sich gegenüberliegen und von einer wenig befahrenen Straße getrennt werden. Insgesamt waren es 53 Wohneinheiten.
Im Laufe der zwei Wochen erhielten die Bewohner:innen sieben Briefe. Alle Briefe waren auf deutsch verfasst, Zeichnungen unterstützen dabei die Anweisungen und versuchten über eventuelle Sprachbarrieren hinwegzuhelfen. In den ersten beiden Briefen haben wir uns vorgestellt und das Spiel und dessen Ablauf erklärt. Das Starter-Set mit den Fahnen und der genauen Anleitung wie und bis wann die Fahnen aus den Fenstern gehängt werden sollten, wurden an jede Wohnungstüre gehängt.
Im weiteren Spielverlauf erhielten die Bewohner:innen an jedem zweiten Tag eine der fünf Fragen. Am Ende verteilten wir Abschiedsbriefe mit Dankesworten und den Preisgeldern. Wir haben die 500 € Preisgeld zwischen allen mitspielenden Parteien anhand der Anzahl ihrer Teilnahme aufgeteilt.
Die Aktion Briefkasten nahm Bezug auf die aktuelle Corona-Pandemie durch die viele von uns mehr zu Hause sind. Mit der Aktion Briefkasten wollten wir die Meinungen und Interessen der Bewohner:innen zum Thema „Nachbarschaft“ sichtbar machen und dadurch den Zusammenhalt untereinander fördern. Bei der Konzeption des Spiels war es uns wichtig, dass die Aktion unabhängig von der momentanen Corona-Situation durchführbar war. So entstand die Idee, mit den Bewohner:innen über ihre Briefkästen zu kommunizieren. Die Reaktionen und die Beteiligung der Bewohner*innen war natürlich sehr unterschiedlich. Die Beteiligung der Bewohner*innen lag bei ca. 20 Prozent, 13 Haushalte von 53 haben mitgespielt. Wobei nur zwei Wohneinheiten alle Fragen beantworteten, die meisten ließen die ein oder andere aus, eine Partei beantwortete nur eine der Fragen. Vor dem Einwerfen der 3. Frage entschieden wir uns dafür unsere gewohnte Strategie zu unterbrechen und direkt mit den Bewohner:innen zu kommunizieren. Wir gingen von Tür zu Tür und erhofften uns über kurze Gespräche mit den Bewohner:innen noch einige mehr für die Teilnahme am Spiel zu motivieren. Einige Bewohner:innen sagten, sie fänden die Aktion interessant, möchten aber trotzdem nicht mitspielen. Viele gaben an, ihnen fehle die Zeit weil sie sehr viel Arbeit müssten und selten zu Hause seien. Die Parteien die mitspielten fanden es schade, dass nicht mehr Wohnungen am Spiel teilnahmen. Einige erzählten uns auch, dass sie sich mehr Zusammenhalt in der Nachbarschaft wünschen würden und von ihren individuellen Erfahrungen diesbezüglich im Haus. Drei der Bewohner:innen die wir antrafen wünschten sich keine Briefe mehr von uns zu erhalten. Sie hatten kein Interesse am Spiel. Natürlich trafen wir auch viele nicht an. Die Gespräche waren aufschlussreich für uns, allerdings bewirkten sie nicht, dass sich die Anzahl der Mitspielenden änderte.
Bei einer Wiederholung der Aktion Briefkasten, wäre es sicherlich sinnvoll vorab an zwei bis drei ausgewählten Orten eine Art Stimmungsumfrage zu machen, um herauszufinden, in welchem Wohnhaus das größte Interesse zur Teilnahme besteht. Trotz der eher niedrigen Teilnahme halten wir den ersten Versuch für gelungen und aufschlussreich. Wir bemerkten durch Gespräche die
wir auf der Straße aufschnappten, dass in der Nachbarschaft gerätselt wurde, was es mit diesen Fahnen wohl auf sich hatte. Durch die Aktion gab es einen Grund sich im Haus auszutauschen.
Es freut uns, dass wir so etwas Abwechslung in den Alltag der Bewohner:innen bringen konnten.
wir auf der Straße aufschnappten, dass in der Nachbarschaft gerätselt wurde, was es mit diesen Fahnen wohl auf sich hatte. Durch die Aktion gab es einen Grund sich im Haus auszutauschen.
Es freut uns, dass wir so etwas Abwechslung in den Alltag der Bewohner:innen bringen konnten.
Das Projekt wurde im Rahmen der Förderung Kunst- und Kulturvermittlung des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport aus über 450 Einreichungen ausgewählt.